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Studie zur „Topografie des Engagements in der Dortmunder Nordstadt“

Im Mittelpunkt der Studie standen freiwillige Aktivitäten „im“ und „für“ den Stadtteil, wobei der Begriff des Engagements „erweitert“ wurde, um Ansätze informeller Nachbarschaftshilfe und Initiativen im Lebensalltag der Bewohner ebenso abzudecken wie Formen des klassischen Ehrenamts oder eines neuen freiwilligen Engagements. Die Studie gibt Antworten auf Fragen nach dem „Wofür“, dem „Warum“ und dem „Wie“ des freiwilligen Engagements sowie auf die Frage nach der Rolle der Wohnungsunternehmen. Aufgrund der besonderen Charakteristik der Nordstadt als „Integrationsstadtteil“ wurde ein spezieller Fokus auf das Engagement von relevanten Zuwanderergruppen gelegt.

Aus der Außenperspektive der Dortmunder Mehrheitsgesellschaft wird den Bewohnern der Nordstadt nur eine äußerst geringe Engagement-Bereitschaft zugeschrieben und der Stadtteil vielfach als „Stadtteil am Tropf“ bezeichnet. Die Untersuchungsergebnisse haben aber positiv überrascht: Entgegen der allgemeinen Erwartungen gibt es in der Dortmunder Nordstadt trotz erschwerter Rahmenbedingungen eine Fülle von bürgerschaftlichem Engagement, das sich in einer großen Spannbreite und Vielfalt äußert. Auch die verschiedenen Migrantengruppen engagieren sich in erheblichem Maße in ihrem Stadtteil, z.B. der türkische Elternverein DOTEV e.V. Einzelne Projekte und Einrichtungen im Stadtteil entwickeln zudem eine hohe Anziehungskraft auf engagementbereite Menschen, aber auch auf Institutionen und Unternehmen außerhalb des Stadtteils (z.B. bei der Dortmunder Tafel). Die meisten erfassten Aktivitäten stehen im Zusammenhang mit institutionellen Angeboten oder Projekten. Die freiwillige Initiative von Bewohnern kann Anstoß für die Entstehung neuer Angebote und Infrastrukturen sein; auch größere Initiativen, wie die AG Brücke oder AG Schulwegsicherung im Quartiersmanagement Hafen, werden ganz oder teilweise durch freiwilliges Engagement angegangen.

Die Stadtteil-Organisationen in Form von niedrigschwelligen Treffs oder von projektbezogenen Aktivitäten sowie die in den letzten Jahren zusätzlich aufgebauten Basis-Infrastrukturen des Engagements (Quartiersbüros, Bewohnerfonds, Nachbarschaftsforen etc.) schaffen für viele bildungsferne und beteiligungsungeübte Haushalte oftmals erst geeignete „Gelegenheiten“ für freiwillige Aktivitäten. Dies gilt umso mehr für Menschen mit Migrationshintergrund.

Entgegen der These von der örtlichen Bindungslosigkeit des Engagements („Es geht nicht darum, wo etwas stattfindet, sondern was stattfindet.“) verweisen die befragten Bewohner auf die Bedeutung des Stadtteils als Motivationsquelle.
Zur Attraktivitätssteigerung und Bestärkung des freiwilligen Engagements werden unterschiedliche Anreizinstrumente genutzt, wie Preisverleihungen, Empfänge oder auch direkte bzw. indirekte materielle Anreize. Darin deutet sich die Entstehung einer neuen „Kultur der Anerkennung“ an, durch die weitere Bewohner zum Engagement ermutigt werden.

Der Bericht steht unter Materialien als Download zur Verfügung.