Beteiligung
Beteiligung und soziale Aktivierung
Die sehr unterschiedlichen sozialen Ausgangslagen der in der Nordstadt lebenden Menschen stellen besondere Anforderungen an den Einsatz von Beteiligungs- und Aktivierungsmethoden. Bei vielen Menschen ist das Vertrauen in die politischen Institutionen nur gering entwickelt oder durch schlechte Erfahrungen brüchig geworden. Zugleich ist nur wenig Gestaltungsvertrauen vorhanden, nach dem Motto: "Die da oben machen ja doch, was sie wollen!". Dies lässt sich nicht zuletzt an der äußerst niedrigen Wahlbeteiligung in der Nordstadt ablesen. Zudem verfügen viele Zuwandererfamilien nur über eingeschränkte Bürgerrechte und bleiben weitgehend aus den demokratischen Planungs- und Entscheidungsprozessen ausgegrenzt.
Ergänzung der formellen Strukturen
Projektbezogene und zielgruppenbezogene Beteiligungs- und Aktivierungs-maßnahmen verstehen sich vor diesem Hintergrund als eine notwendigeErgänzung der formellen politischen Planungs- und Entscheidungsstrukturen. Für die Stadtteilbewohner/innen ist hier vor allem entscheidend, dass dabei eine ausreichende Transparenz und Klarheit über das "Was" und "Wie" der Beteiligung gegeben ist, damit keine falschen Erwartungen und damit zusätzliche Frustrationserfahrungen entstehen. Die vielzähligen Projekte und die langjährige Kärnerarbeit des Planerladens in der Nordstadt haben hier für einen Vertrauensvorschuss gesorgt, so dass eine gute Basis für die Kontaktaufnahme mit den sehr unterschiedlichen sozialen Gruppen gegeben ist.
Gestaltungsvertrauen schaffen
Gestaltungsvertrauen lässt sich nur mit positiven Erfahrungen im Rahmen von konkret erlebbaren Veränderungen der Umwelt entwickeln. Die Erfahrungen des Planerladens zeigen, dass sich in überschaubaren Projekten auch Gruppen aktiv einbringen, die üblicherweise als desinteressiert oder passiv beschrieben werden. Zugleich belegen etwa die Projekte der Mieterbeteiligung, dass sich Bewohner keineswegs vor z.B. überfälligen Modernisierungsmaßnahmen verschließen, wenn technische und finanzielle Restriktionen für sie plausibel gemacht werden. Die hierfür notwendige Vertrauensarbeit setzt eine (authentische) Zuwendung in personeller Kontinuität voraus. Ausgeprägte sozial-kommunikative und interkulturelle Kompetenzen sind dabei angesichts einer immer heterogeneren Klientel unverzichtbar.
Mehr als Beteiligung
Der hier formulierte Anspruch an Bürgerbeteiligung geht damit über die bloße Verfahrensbeteiligung hinaus, zielt in Richtung "sozialer Aktivierung".