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26. März 2012

CHANCENGLEICHHEIT auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt groß geschrieben! Ungleichbehandlung war gestern!?

Die Privateigentümer Czyrt und Töbel erhalten vom Planerladen e.V. – unterstützt durch den Mieterverein Dortmund – im Kampf gegen Diskriminierung das Siegel „Herkunftsunabhängige Gleichbehandlung bei Vermietung“.

Im vergangenen Jahr hat der Planerladen e.V. zusammen mit dem Integrationsrat der Stadt Dortmund und dem Mieterverein Dortmund und Umgebung als Unterstützer die Kampagne „Herkunftsunabhängige Gleichbehandlung bei Vermietung“ angestoßen, in deren Rahmen Vermieter von Wohnimmobilien in Dortmund mit einem Siegel ausgezeichnet werden. Der Integrationsrat ist ein ausdrücklicher Sympathisant der Kampagne. – Die ITW GmbH ist mit gutem Beispiel voran gegangen. Nun folgt das Eigentümerehepaar Frau Czyrt und Herr Töbel.

Ungleichbehandlungen leider immer noch Alltag

Leider sind solche vorbildhaften Einstellungen noch immer nicht die Regel. Dabei sollte Gleichbehandlung auf dem Wohnungsmarkt unabhängig von der Herkunft und Hautfarbe eine Selbstverständlichkeit sein. Zwar wurde mit dem 2006 in Kraft getretenen AGG eine latente Drohkulisse gegenüber diskriminierenden Wohnungsmarktakteuren aufgebaut, aber vor allem für Privateigentümer mit weniger als 50 Wohnungen gibt es immer noch zu große Spielräume und Schlupflöcher. Dabei ist gerade bei diesen Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit noch weiter verbreitet als bei Wohnungsgesellschaften.
Dass das Thema auch in Dortmund weiterhin brandaktuell ist, zeigt das Bekanntwerden eines Falls, der sich kürzlich im Kreuzviertel ereignet hat. Auch der Planerladen e.V. belegt mit seinen Testings mit merkmalsgleichen Paaren mit und ohne Migrationshintergrund, dass signifikante Ungleichbehandlungen noch alltäglich sind: 42% der Internet-Immobilien-Börsen-Anbieter beim Online-Testing und 19% der Wohnungsanbieter beim telefonischen Testing entschieden zum Nachteil des Testers mit türkischem Namen. Migranten sind immer wieder unbegründeter oder auf Vorurteilen basierender Ablehnung von Seiten eines Teils der Vermieter ausgesetzt und stoßen dabei nicht selten auf subtile, mitunter aber auch auf offene Diskriminierungen. Von einem offenen Wohnungsmarkt einhergehend mit Chancengleichheit – als eine der grundlegenden Voraussetzungen für eine gelingende Integration – kann noch keine Rede sein. Daher ist es höchste Zeit, dass hier ein Umdenken stattfindet: Gleichbehandlung von Zuwanderern muss oberstes Gebot sein!

Als gutes Beispiel vorangehen

Das Ehepaar Sigrid Czyrt und Volker Töbel gehört zu den Vorbildeigentümern. In ihrem Mehrfamilienhaus in der Nordstadt leben Menschen mit bosnischen, türkischen, deutschen, tunesischen, italienischen und libanesischen Wurzeln unter einem Dach. „Im Großen und Ganzen funktioniert die Gemeinschaft in unserem Haus sehr gut. Sicherlich kommt  es auch mal zu nachbarschaftlichen Konflikten, wie es sie überall gibt. Durch gemeinsame Gespräche zur Erörterung der Problematik und Lösungssuche konnten diese bisher immer schnell beigelegt werden“, berichten Frau Czyrt und Herr Töbel. Das Ehepaar unterstreicht, dass bei der Auswahl der Mieter nicht die Nationalität oder die ethnische Herkunft ausschlaggebend seien. Vielmehr spielen Aspekte der Wirtschaftlichkeit und die Frage nach einer funktionierenden Hausgemeinschaft eine Rolle. Sie haben sich den Leitsatz der herkunftsunabhängigen Gleichbehandlung bei der Vermietung ihrer Immobilie groß auf die Fahnen geschrieben und sich dem Gedanken der Antidiskriminierung und der Gestaltung von Vielfalt schon lange verschrieben. Daher ist das Eigentümerhepaar nun vom Planerladen e.V. mit dem Siegel ausgezeichnet worden.

Siegel für herkunftsunabhängige Gleichbehandlung bei Vermietung von Wohnraum

Getreu dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ appellieren der Planerladen e.V. und der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. an die Vermieter von Wohnraum: Jeder sollte sich hier angesprochen fühlen und den Beispielen der ITW GmbH und dem Ehepaar Czyrt/Töbel folgen, die als Vorbilder für Privateigentümer zeigen, dass sie offen gegenüber allen Ethnien sind. „Wir freuen uns über jeden privaten Vermieter und jedes Wohnungsunternehmen, die sich dem Appell anschließen und sich somit öffentlich von diskriminierenden Verhaltensweisen distanzieren“, erklärt Tülin Kabis-Staubach, Vorstandsmitglied des Planerladen e.V.
Jene Vermieter, die den Grundsatz der „herkunftsunabhängigen Gleichbehandlung bei Vermietung“ zu ihrem Leitbild machen, erhalten das Siegel mit dem Logo der Aktion und senden so öffentlich ein Signal des Willkommens an alle aus. Mit der Aktion soll bei möglichst vielen Eigentümern und Wohnungsunternehmen ein vorurteilsfreier Umgang beim Vermietungsgeschäft erreicht werden. Tobias Scholz vom Mieterverein hofft, dass viele weitere Positivbeispiele folgen und Dortmunder Eigentümer und Wohnungsunternehmen somit als Vorreiter in diesem Feld für NRW und bundesweit ein Zeichen setzen.
Durch die Teilnahme an der Kampagne verpflichten sich die Vermieter selbst zu einem diskriminierungsfreien Umgang mit ihren Mietern und müssen mit einem unangekündigten Testing durch den Planerladen rechnen. Im Falle von negativen Testergebnissen wird der Planerladen e.V. mit dem Vermieter die Situation gemeinsam analysieren und nach Lösungen suchen.
„Wir vermieten unsere Immobilie bereits seit 2008 und waren immer sehr zufrieden mit unserer bunt gemischten Mieterklientel“, resümiert Töbel. Er und seine Frau begrüßen diese Kampagne und rufen auch andere Eigentümer zum Mitmachen und gezielten Vorgehen gegen Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung auf. „Wir würden uns freuen, wenn sich auch Vermieter aus jenen Stadtteilen anschließen würden, die nicht als typische Zuwandererstadtteile gelten“, fügt Reiner Staubach an.

Alle Interessierten Eigentümer an der Initiative können sich beim Planerladen e.V. unter der 0231-8820700 melden oder an integration@planerladen.de eine E-Mail schicken.