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21. Juni 2011

Kritik am ZOB wird durch aktuelle Entwicklungen zusätzlich untermauert!

Die von uns und anderen Beobachtern aufgezeigten Kritikpunkte an Verfahren und Konzept zur Verlegung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) in die Nordstadt erfahren durch aktuelle Entwicklungen eine zusätzliche Bestätigung.

Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs

Der Reisemarkt ist in Bewegung. Verschiedene Busunternehmen haben öffentlich signalisiert nach dem Fall des Monopols der Deutschen Bahn im innerdeutschen Fernreiseverkehr ihre Linienbusverkehre deutlich auszuweiten1. Dies widerspricht sowohl den dem Bebauungsplan InN232 zugrunde liegenden Prognosen, als auch den Äußerungen seitens des Planungsamtes im Rahmen der Bürgerinformationsveranstaltung am 12. Mai 20112.

Dabei erreicht die Umweltbelastung an der Steinstraße auch ohne den ZOB schon erschreckende Werte: Ganz aktuell wurde berichtet, dass die höchstzulässigen Tagesmittelwerte an der Messstation Steinstraße in diesem Jahr schon an 30 Tagen überschritten worden sind3. Bei mehr als 35 Überschreitungstagen im Jahr droht wegen Nichteinhaltung der entsprechenden EU-Rahmenrichtlinie ein Bußgeld von bis zu 50.000 € (pro Messstation und Überschreitungstag)4.

Dies erhärtet die begründeten Zweifel an der Reichweite der für das nördliche Bahnhofsumfeld bei einer ZOB-Verlagerung vorgeschlagenen Kompensationsmaßnahmen. Es müsste also nicht nur von einer deutlich höheren Ausgangsbelastung ausgegangen werden, sondern es müssten zugleich erhebliche Zuschläge bei den Belastungsprognosen einkalkuliert werden.

Wenig hoffnungsfroh für die Nordstadt stimmen im Übrigen nicht nur die bisherigen Umbaumaßnahmen am Hauptbahnhof sondern auch die kürzlich vorgelegten Ergebnisse des Wettbewerbs zum Stadtbahn-Tunnel im Hauptbahnhof5. Diese lassen jegliche Hinweise auf ein Aufbrechen der funktionalen Bestimmung der Nordseite als Hinterausgang vermissen. Sie unterstreichen vielmehr jene Funktionen, die dem nördlichen Bahnhofsvorplatz als Transitbereich ohne städtebauliche Gestalt- und Aufenthaltsqualität im Rahmen der Verlagerung des ZOB auf die Nordseite seitens der städtischen Planer zuerkannt werden. Die Perspektive eines Rückbaus ungenutzter Gleise und Anlagen sowie die Abtragung eines Teils des Bahndamms (wie diese schon vor mehr als einem Jahrzehnt von dem Dortmunder Architekten Friedrich Brinsa in seinem Konzept für eine „Stadtkrone-Nord“ vorgeschlagen wurde), gerät damit leider aus dem Blick.

Zwar weist die DORTMUNDtourismus in einem Info-Blatt für die Busunternehmen seit geraumer Zeit darauf hin, dass der ZOB ab Sommer 2011 auf die Nordseite des Hauptbahnhofs verlagert wird6. Wir gehen aber davon aus, dass zunächst einmal eine systematische Bewertung und Abwägung der im Rahmen der Offenlegung des Bebauungsplanes InN 232 eingebrachten Anregungen und Bedenken erfolgt. Dabei drängt sich vor allem die Schlussfolgerung auf, dass angesichts der oben belegten Entwicklungen insbesondere die Prüfung von Ersatzstandorten andere Ergebnisse zeitigen sollte – zumindest dann, wenn nicht nur verkehrsfunktionale Gesichtspunkte sondern auch die Schutzgüter Mensch und Umwelt in die Waagschale geworfen werden.

Dortmund, den 21.06.2011

Dipl.-Geogr. Martin Eder

Prof. Dr. Reiner Staubach

Planerladen e.V.

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Verweise:

1 „Deutschlandreise bald per Bus“ Südkurier vom 18.06.2011 www.suedkurier.de/news/wirtschaft/wirtschaft/Deutschlandreise-bald-per-Bus;art410950,4950546 | aufgerufen am 20.06.2011, 15:40 Uhr

„Fällige Beförderung - Wenn das Monopol der Bahn abgeschafft wird, dürfen Linienbusse deutschlandweit fahren“ DIE ZEIT Nr. 21, vom 19.5.2011 www.zeit.de/2011/21/Verkehr-Fernbusse | aufgerufen am 20.06.2011, 15:41 Uhr

2 Planerladen e.V. „Abgesang auf die Nordstadt! Nachlese zur Bürgerinformationsveranstaltung zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB)“ vom 23.05.2011 planerladen.de/uploads/media/PL_Nachlese_ZOB_AbgesangNord.pdf

3 „Feinstaubwerte steigen in Dortmund auf breiter Front“ Der Westen vom 16.06.2011 www.derwesten.de/staedte/dortmund/Feinstaubwerte-steigen-in-Dortmund-auf-breiter-Front-id4772157.html | aufgerufen am 20.06.2011, 15:55 Uhr

4 „Feinstaub: Längere Gnadenfrist für NRW“ WDR Online vom 11.06.2011 www.wdr.de/themen/gesundheit/2/feinstaub/110611.jhtml | aufgerufen am 21.06.2011, 09:51 Uhr

5 Die Wettbewerbsbeiträge waren vom 24.05.2011 bis 09.06.2011 im Dortmunder Rathaus öffentlich ausgestellt.

6 DORTMUNDtourismus e.V.: „Angebote für Gruppen und Vereine 2011“, S.56 www.dortmund-tourismus.de/fileadmin/user_upload/Service_Kontakt/Broschueren_PDFs/Gruppenangebote_2011.pdf | abgerufen am 20.06.2011, 16:10 Uhr